Offener Brief an (ehemalige) Mitglieder des CWI

Das Komitee für eine Arbeiterinternationale (Committee for a Workers‘ International, CWI) ist von einer Krise befallen, die höchstwahrscheinlich in einer Spaltung enden wird. Im Mittelpunkt dieser Krise stehen Entwicklungen in seiner irischen Sektion.

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Aus dem Material, das uns zugänglich ist, geht hervor, dass der irischen Sektion vorgeworfen wird, sie passe sich an die Identitätspolitik an, konzentriere sich zulasten der Gewerkschaftsarbeit auf Frauen- und LGBTQ+-Themen, gebe dem Reformismus nach und nehme gleichzeitig eine sektiererische Haltung ein. So die Vorwürfe der Mehrheitsfraktion des Internationalen Sekretariats (IS) und eines ihrer Abgeordneten, Paul Murphy.

Was als Konflikt mit der Führung der irischen Sektion begann, hat sich zu einem Konflikt des IS des CWI zu einem Konflikt mit den Sektionen in Griechenland, Belgien, Schweden und den USA ausgeweitet. Die Schwere der Krise, mit der sich das CWI konfrontiert sieht, wurde beim letzten Treffen ihres Internationalen Exekutivkomitees (IEK) sichtbar. Das IS wurde dort nur von einer Minderheit der IEK-Mitglieder unterstützt. Tatsächlich stimmten IEK-Mitglieder aus 14 Ländern, was eine Mehrheit ausmacht, gegen die Vorschläge des IS. Hinzu kommt, dass das IS selbst gespalten ist und eine Minderheit hat, die mit der IEK-Mehrheit sympathisiert. Die Tatsache, dass Peter Taaffe die Mehrheit im IEK verloren hat, deutet darauf hin, dass eine Revolte gegen die internationale Führung des CWI sich abspielt. Das erklärt, warum die IS-Mehrheit eine Fraktion gebildet und eine interne Debatte angekündigt hat, die sich im Verlauf des Jahres 2019 abspielen soll.

Der Grund dafür, dass die IS-Mehrheit eine Fraktion gebildet hat, ist offensichtlich, dass die alte Führung de facto die Kontrolle verliert. Anstatt die Entscheidungen eines Gremiums zu akzeptieren, das über dem IS steht, sind sie entschlossen, die Zügel in der Hand zu halten, rücksichtslos über die Sektionen des CWI hinwegzumarschieren und ihren Willen durchzusetzen, auch wenn das das Risiko einer massiven Spaltung bedeutet.

Aggressive Sprache

In dieser Krise hat Taaffe eine Erklärung verfasst, die durchgängig extrem aggressiv gehalten und voller Angriffe und Beschuldigungen gegen seine Gegner ist. Kaum etwas darin hat etwas mit einem politischen Argument zu tun. Er versucht, seine Position einfach nur dadurch zu untermauern, dass er irgendwelche zufälligen Fakten anführt. Das überrascht uns nicht. Unsere eigene Erfahrung in den Jahren 1991-92 lässt uns sicher sein, dass man die Führung der irischen Sektion des CWI und die Mitglieder, die sie unterstützen, nicht geduldig und verständnisvoll behandeln wird; man wird niemals wirklich versuchen, sich anzuhören, was sie zu sagen haben und sie durch eine geduldige Diskussion mit Argumenten zu überzeugen. Was immer sie sagen oder schreiben, wird aus dem Kontext gerissen und genutzt werden, um sie als Aussätzige hinzustellen. Man wird vor den absurdesten Mitteln nicht zurückschrecken, um gegen sie vorzugehen.

Auf der anderen Seite werden Taaffe und seine Unterstützerinnen und Unterstützer der Führung des CWI Zeit und Energie aufwenden, um ihr Image aufzubessern und so zu versuchen, ihre Autorität zu festigen, während sie gleichzeitig in Hinterzimmern Gerüchte streuen werden. In seiner Fraktionserklärung erwähnt Taaffe einige Erfolge seiner britischen Socialist Party, die allerdings merkwürdigerweise alle sehr weit zurückliegen – noch länger als die Spaltung von 1991-92. Anscheinend ist seitdem nicht allzuviel passiert, womit man angeben könnte. Wenn man sein Dokument liest, sticht unmittelbar ins Auge, dass es die ganze Zeit darüber redet, was er als Persönlichkeit geleistet habe, was deutlich auf sein geschwollenes Ego hinweist.

Zu den Erfolgen, die Taaffe sich hervorzuheben entscheidet, gehört die Position seiner Organisation in der britischen Gewerkschaft der öffentlich Bediensteten (Public and Commercial Services Union, PCS), wobei er über die Tatsache hinwegsieht, dass diese Position zur Zeit an einem Zerwürfnis zugrunde geht, das sich unter anderem auch um die Frage des Sektierertums dreht. Er spricht auch vom „Erfolg unserer Herangehensweise“ an die Identitätspolitik und erwähnt dann die Schaffung der Panther UK-Organisation (eine Vorfeldorganisation des CWI für nichtweiße Jugendliche in den 90er Jahren, Anm. d. Ü.) in den frühen 1990er Jahren. Auch hier sieht er darüber hinweg, dass es sich dabei um einen klaren Fall der Anpassung an kleinbürgerliche Ideen handelte, wodurch nicht etwa schwarze und asiatische Jugendliche für revolutionäre Politik gewonnen wurde, sondern sich die ganze Panther UK-Organisation abspaltete und zu den Ideen des „Black Nationalism“ überging – das ist kein besonders großer Erfolg!

Die irische Sektion des CWI hat hingegen zumindest einige Erfolge aus der jüngeren Zeit vorzuweisen. Sie hat drei Parlamentsabgeordnete und hat eine Schlüsselrolle in der Kampagne gegen Wassergebühren sowie in den Referenden über das Abtreibungsverbot und die gleichgeschlechtliche Ehe gespielt. Die irischen Mitglieder werden sich wundern, wo Taaffe eigentlich das Recht her nimmt, sie zu belehren.

Für diejenigen von uns, die die Geschichte Peter Taaffes und seiner Entourage kennen – und auch ihre Methoden zum Organisationsaufbau – ist diese Krise keine Überraschung. Eigentlich ist es nur überraschend, dass sie nicht viel früher schon ausgebrochen ist.

Taaffes Methode besteht seit jeher darin, nach schnellen, einfachen Resultaten, nach Abkürzungen zu suchen. Darum handelte es sich 1991-92 und Ted Grant bezeichnete es als „Abkürzung über eine Klippe“. Taaffe hat längst vergessen, dass man unmöglich darum herumkommt, dass man geduldig von unten aus aufbauen und dabei mit penibler Sorgfalt auf die theoretische Ausbildung der Kader achten muss. Ohne eine solide Kaderbasis gibt es den Rahmen nicht, innerhalb dessen dann eine viel größere und einflussreichere Strömung entstehen könnte. Abkürzungen können scheinbar schnellere Resultate in kürzerer Frist erzielen, aber diese Resultate sind auf Sand gebaut. Sobald die Stürme des Klassenkampfs auf eine solche Struktur treffen, muss sie auf- und schließlich zusammenbrechen. Das geschieht jetzt dem CWI.

Die Warnungen Ted Grants

Während der Debatten im Jahr 1991 erklärte Ted Grant der Führung von Militant, dass sie zwar über das große Büro, die große Druckerei und einen beträchtlichen Apparat verfügten, dass ihre Methoden und Ideen aber all das „zu Staub zerfallen“ lassen würden. Das große Büro haben sie längst verloren, ebenso die Druckerei und den Apparat, der mit so viel Mühe aufgebaut worden war. Jetzt sehen wir den Schlussakt in der Vorhersage Ted Grants.

Aus dem Material zur irischen Frage, das im internen Bulletin des CWI veröffentlicht worden ist, sticht ein interessanter Punkt heraus, nämlich die Idee, „die Massen zu erreichen“. Daran sieht man, dass sie den Sinn für Proportionen völlig verloren haben. Ted Grant beharrte darauf, dass Revolutionäre einen Sinn für Proportionen haben müssten. Verliert man diesen, beginnt man entweder im Sumpf des Opportunismus, im Sumpf des Sektierertums, oder in einer Kombination aus beiden unterzugehen. Es muss ein Gleichgewicht zwischen Aktivität und Bildung geben. Geht es verloren, wird man sich von einer prinzipiell-marxistischen Position entfernen.

Wiederholen wir kurz die Geschichte dieser Strömung. Der Gründer der Militant Tendency, aus der das CWI hervorging, war Genosse Ted Grant. Auf ihn gehen die Theorie, die Prinzipien, die politische Linie und die Taktik zurück, die die Militant Tendency zur weltweit erfolgreichsten trotzkistischen Organisation seit der Linken Opposition in der Sowjetunion gemacht haben.

Unter der politischen Führung Ted Grants war die Militant Tendency in der Arbeiterbewegung als legitime Strömung akzeptiert. Sie stellte das unbefleckte Banner Trotzkis wieder her, das von den zehntausenden Sekten, die sich auf ihn berufen, durch den Dreck gezogen worden war. Sie wurde auf der ganzen Welt von Arbeiterinnen und Arbeiter und Jugendlichen für ihre Ideen, ihre sauberen demokratischen Traditionen und ihre klare Orientierung auf die Massenorganisationen der Arbeiterklasse respektiert.

Die Militant Tendency wurde zu einer ernstzunehmenden Kraft in der britischen Arbeiterbewegung. Sie hatte Tausende Unterstützer, ein großes Büro in London, eine große Anzahl von hauptamtlichen Mitarbeitern, drei Parlamentsabgeordnete, Dutzende Gemeinderäte auf Listen der Labour Party und eine Basis in den britischen Gewerkschaften. Sie führte den Gemeinderat in Liverpool. Als wir mit unserer erfolgreichen Kampagne gegen die Poll Tax (die Thatcher-Regierung versuchte damals, eine einkommensunabhängige Zusatzsteuer einzuführen, Anm. d. Ü.) die Regierung Margret Thatchers zu Fall brachten, wurden wir bekannt wie ein bunter Hund.

Und doch bildete sich im Verlauf einer Reihe von Jahren innerhalb der Strömung eine bürokratische Clique unter der Führung Peter Taaffes heraus. Dazu konnte es kommen, weil die politische Bildung gegenüber dem Aktivismus eine immer geringere Rolle spielte. Eine Schicht ausgebildeter Kader wurde von einer neuen Schicht abgelöst, die die Kadergrundausbildung, für die Militant berühmt war, nicht durchlaufen hatte. An die Stelle eines Verständnisses der Perspektiven und der Notwendigkeit, den Rahmen für eine zukünftige Massenströmung, also einen Kern aus ausgebildeten Kadern zu schaffen, trat eine Politik der Gimmicks, der Übertreibungen und der Ankündigung schneller und einfacher Resultate.

Schließlich führte das zu einer regelrechten Jagd nach Abkürzungen, die die Strömung in eine ultralinke und sektiererische Richtung abdrängte. Sie brach dabei mit allen Traditionen und Methoden, die zu den herausragenden Erfolgen der vorangegangenen Periode geführt hatten. Taaffe und Co. verstanden nicht, dass die Erfolge an der parlamentarischen Front, in Liverpool, in der Labour Party und den Gewerkschaften auf Grundlage einer langen, vorhergehenden Periode des geduldigen Kaderaufbaus erreicht worden waren.

Gemeinsam mit Alan Woods, Rob Sewell und anderen Genossinnen und Genossen versuchte Ted Grant, Widerstand gegen diese Wendung zum Abenteurertum zu leisten. Doch es war zu spät. Man begegnete ihnen nicht mit einer wirklichen Diskussion, nicht mit irgendeinem Versuch, durch eine demokratische Debatte zu einer Einigkeit zu finden, sondern mit bürokratischen Methoden und Gangstertum. Beides war unseren demokratischen Traditionen völlig fremd. In der Militant Tendency in Großbritannien und weltweit wurde die Opposition in einer völlig willkürlichen Weise im Frühjahr 1992 ausgeschlossen. Taaffe sagte dazu, die Opposition habe „sich selbst außerhalb der Organisation positioniert“.

Das war ein entscheidender Bruch mit den authentischen Traditionen des Trotzkismus und führte schließlich dazu, dass alles, was wir im Verlauf von 40 Jahren durch geduldige revolutionäre Arbeit erreicht hatten, zerstört wurde. Unter der Führung Peter Taaffes gingen alle unsere Errungenschaften in der Arbeiterbewegung schrittweise verloren.

Abwendung von der Theorie

Schritt für Schritt wurde die marxistische Theorie durch leere Agitation und Aktivismus ersetzt. Das hatte schon vor der Spaltung von 1991-92 begonnen, beschleunigte sich aber danach. Seit damals hat das CWI kein einziges Werk in marxistischer Theorie herausgegeben, das diese Bezeichnung verdienen würde. Tatsächlich brachte Taaffe während der Spaltung seine eigene theoretische Schwäche dergestalt zum Ausdruck, dass er sarkastisch von Ted Grant und Alan Woods als „bloßen Theoretikern“ sprach. Lenin aber bestand darauf: „Ohne revolutionäre Theorie kann es keine revolutionäre Bewegung geben“.

Und so begann das politische Niveau der Militant Tendency zu sinken. Das kam der führenden Clique um Taaffe sehr zugute, weil gebildete Kader die Führung kritisieren und deren Fehler korrigieren können, wenn sie welche macht. Das war das letzte, was Taaffe und Co. wollten.

Je mehr das theoretische Niveau zugrunde ging, desto schlechter war eine Schicht der damaligen Mitgliedschaft auf die neue Situation vorbereitet, mit der die Strömung konfrontiert wurde, als die Massenorganisationen in den späten 1980er und 1990er Jahren eine Rechtswende durchmachten und die Kapitalistenklasse nach dem Fall der Berliner Mauer eine politische Offensive einleitete.

Um in dieser Situation die Organisation zusammenzuhalten, betonte Taaffe nicht etwa die Notwendigkeit, das politische Niveau zu erhöhen, sondern bestand stattdessen auf die Notwendigkeit, sich von der Labour Party abzuwenden. Sie sei zu einem Hindernis für die Entwicklung der Strömung geworden. Wenn man nur die Labour Party verließe, würde das zu unglaublichem Wachstum führen. Zehntausende neue Mitglieder würden in die Organisation hineinströmen.

Nachdem dieser Weg eingeschlagen wurde, nahmen Taaffe und seine Unterstützerinnen und Unterstützer Kurs auf ein abenteuerliches Ultralinkstum. Das brachte allerdings nicht die erwünschten Erfolge. Taaffes Organisation blutete aus, verlor Tausende von Mitgliedern. Ganze Regionen spalteten sich ab, etwa Schottland und Liverpool (für diese Regionen war Taaffe in der Führung der Militant Tendency verantwortlich gewesen). Anstatt nun aber die Situation ehrlich neu zu bewerten, schritten sie auf ihrem sektiererischen Weg voran. Je mehr sie scheiterten, desto mehr verfestigte sich das Sektierertum. Diesen Preis bezahlten sie dafür, dass sie sich von der marxistischen Grundbildung, von der Theorie abgewandt hatten! Das erklärt, warum sie heute so völlig unfähig sind, zu verstehen, was in der Labour Party geschehen ist. Dafür wäre nämlich als allererstes notwendig, zuzugeben, dass 1991 ein Fehler gemacht wurde. Taaffe kann das nicht tun, weil er es als schädlich für sein eigenes Ansehen empfände.

Nachdem sie also überhaupt nichts aus ihren Fehlern gelernt hatte, fuhr die Führung fort, nach Abkürzungen zu schnellen Lösungen zu suchen. Daher ihre Besessenheit von Wahlkampfpolitik, die sich in der Gründung von TUSC ausdrückte. (Trade Unionist and Socialist Coalition, Bündnis der Gewerkschafter und Sozialistinnen und Sozialisten. Dieses Wahlbündnis wurde vom CWI in Großbritannien mit der Unterstützung einiger Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter sowie anderer Kräfte aufgebaut.) Das war ein verzweifelter Versuch, gewählt zu werden, wenn auch nur in die Gemeinderäte, um von diesen Positionen aus die Organisation von oben herab aufzubauen, ohne über die dafür notwendigen Einsatztruppen, über hinreichend ausgebildete Kader, zu verfügen. Anstatt auf dem Erbe ihrer Vergangenheit aufzubauen, begannen sie ihre Positionen zu verlieren, wie etwa in Coventry. Nachdem sie ihren Parlamentsabgeordneten verloren hatten, blieben ihnen dort noch drei Gemeinderäte. Jetzt haben sie gar nichts mehr.

Mit solchen Entwicklungen wurde Taaffes natürliche Neigung dazu, von den Mitgliedern Respekt zu verlangen, noch weiter verfestigt. Das innere Regime war dazu verdammt, sich immer weiter zu verschlechtern.

Die Autorität der Führung

Ted Grant stellte klar, dass die Autorität einer wirklich revolutionären Führung ausschließlich politisch und moralisch sein kann. Eine Führung mit hinreichendem politischem Niveau hat keine Angst vor Kritik und kann mit jeder Meinungsverschiedenheit von einer Position der theoretischen Überlegenheit aus umgehen. Eine ehrliche Führung hat auch keine Angst davor, Fehler zuzugeben, zu erklären, warum sie gemacht wurden, und ihre Position zu korrigieren. Wenn sie die Fehler allerdings nicht zugibt und korrigiert, dann muss sie zwangsläufig noch weitere Fehler machen und die früheren Fehler mit noch Größeren überkleistern.

So war es mit der Führung des CWI unter Taaffe. Indem sie die Orientierung auf die Labour Party aufgab, machte sie einen gewaltigen Fehler und sie ist weder ehrlich noch mutig genug dazu, das zuzugeben. Das hat ihre Autorität nicht vergrößert, sondern beschädigt – erst recht seit dem Sieg Corbyns und dem Aufstieg der Labour Party während der letzten Jahre. Eine Führung, der das notwendige theoretische Gewicht fehlt, wird immer auf organisatorisch-administrative Maßnahmen zurückgreifen, um die Opposition zum Schweigen zu bringen. Das ist ein vollendetes Rezept für Krisen und Spaltungen.

Über 25 Jahre lang gelang es der Taaffe-Clique, sich durch bürokratische Methoden über Wasser zu halten. Unausweichlich führt aber ein solcher Zugang zur Zerstörung einer revolutionären Organisation. Das haben sie jetzt davon.

Die Themen, die hier als unmittelbare Auslöser des Konflikts im CWI angesprochen wurden, sind nicht von einem strahlend blauen Himmel gefallen. Sie sind jetzt klar hervorgetreten, müssen sich aber schon lange herausgebildet haben. Taaffe wirft seinen Gegnern dieselben Methoden und politischen Schwächen vor, die er herangezüchtet hat und für die er die Verantwortung trägt. Jetzt werden sie sichtbar, selbst in Irland, wo doch er selbst einst die irische Sektion als Vorbild für andere Sektionen bezeichnet hat. Vieles von dem, was Paul Murphy an der irischen Sektion kritisiert, ist uns sehr vertraut. Was er beschreibt, war schon in den Jahren vor der Spaltung von 1991-92 so, etwa in der Bewegung gegen die Poll Tax.

Die Bewegung gegen die Poll Tax war ein gewaltiger Erfolg, doch Ted Grant wies oft darauf hin, dass Erfolge manchmal problematischer sind als Niederlagen. Die Bewegung gegen die Poll Tax war eine Massenbewegung, und selbst die beträchtlichen Ressourcen der Militant Tendency reichten bei weitem nicht aus, um mit dem Umfang dieser Bewegung zurecht zu kommen. Die politische Bildung war das erste Opfer. Die ganze Organisation konzentrierte sich ausschließlich auf die Kampagnenarbeit. Das politische Niveau der OGs sank so weit ab, dass sie letztlich eher Anhängsel der Bewegung gegen die Poll Tax waren. Wachstum, Bildung, Konsolidierung – all diese Arbeitsfelder verkümmerten. Und am Ende hatten wir keine stärkere, sondern eine schwächere Organisation. Die Quelle der Probleme in der irischen Sektion des CWI sind Taaffes falsche Aufbaumethoden, die er sich schon vor sehr vielen Jahren angeeignet hat.

Wir haben keinerlei Zweifel daran, dass die gegenwärtige Krise des CWI aus einer schlechten politischen Linie einerseits und bürokratischen, sinowjewistischen Methoden [1] andererseits resultiert. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Taaffe Kritik in keiner Form ertragen kann. Wenn er in einer Minderheit ist, zögert er nicht, alle Genossinnen und Genossen zu mobben und zu tyrannisieren, die ihm widersprechen. Die Perspektive einer Spaltung schreckt ihn nicht ab. Das eben ist das bürokratische Sektierertum. Deshalb ist vom CWI nichts weiter als eine Sekte geblieben.

Sektierertum und Prestigepolitik

Der Aufstieg Jeremy Corbyns zum Führer der britischen Labour Party hat nicht nur die Partei selbst, sondern die ganze britische Politik völlig verändert. Für jeden, der auch nur den Schatten eines Verständnisses von der politischen Lage in Großbritannien hat, ist das absolut offensichtlich. Für Peter Taaffe und seine Clique ist es ein Buch mit sieben Siegeln. Ihr Antrag, in die Labour Party aufgenommen zu werden, war ein Manöver. Als Taaffe dem Nationalkomitee berichtete, dass der Antrag abgelehnt worden war, wurde herzlich gelacht. „Gott sei Dank“, sagte Taaffe. „Ich hatte mir schon wirklich Sorgen gemacht, sie könnten uns aufnehmen.“

In alldem spielt Prestigepolitik eine wichtige Rolle. Taaffe erklärte, die Labour Party sei von einer Arbeiterpartei zu einer Partei der Kapitalisten geworden. Um wieder auf die Labour Party orientieren zu können, müsste er zugeben, dass die Perspektive, auf die er sich 25 Jahre lang gestützt hat und die im Zentrum der Spaltung 1992 gestanden hat, falsch war.

Und so kommt es, dass, während anderthalb Millionen Menschen der Labour Party beigetreten sind, diese komplett bedeutungslos gewordene Sekte weiterhin in Wahlen gegen die Labour Party antritt, anstatt sich am entscheidenden Kampf innerhalb der Partei zu beteiligen. Im November hat das leitende Komitee der TUSC entschlossen, nicht mehr zu Wahlen anzutreten. Die RMT (Rail, Maritime and Transport – Gewerkschaft der Verkehrs- und TransportarbeiterInnen, Anm. d. Ü.) spielte eine entscheidende Rolle in diesem Entschluss. Und dennoch hielt die Führung der Socialist Party an ihrer sektierischen Linie fest und kündigt an, in den Gemeinderatswahlen kommenden Mai eigene Kandidatinnen und Kandidaten gegen Labour ins Rennen zu schicken, während sie lächerlicherweise weiterhin verlangen, dass die Labour Party sie wieder aufnimmt!

Es ist weithin bekannt, dass viele Genossinnen und Genossen die SP verlassen haben und der Labour Party beigetreten sind. Sie haben etwas selbstverständliches verstanden: Derzeit ist in Großbritannien die Labour Party der Ort, an dem Marxisten sein sollten, denn dort findet ein brutaler Kampf zwischen dem rechten Flügel und der Basis statt, die versucht, die Kontrolle zu übernehmen. Taaffe bleibt stur draußen stehen, belehrt die Leute aus sicherer Entfernung und empört sich darüber, dass die RMT und FBU (Fire Brigades Union, Gewerkschaft der Feuerwehrleute) sich wieder der Labour Party zuwenden. Die FBU hat sich bereits richtigerweise wieder der Partei angeschlossen und zweifellos wird die RMT früher oder später dasselbe tun. Die Weigerung, die Notwendigkeit einzusehen, diesen sektiererischen Zugang aufzugeben, ist eine völlig reaktionäre Position, die mit den Ideen und Methoden von Lenin und Trotzki rein gar nichts gemein hat.

Anstatt für eine klare, marxistische Klassenposition zu kämpfen, driftet das CWI in eine opportunistische Richtung ab, kapituliert vor kleinbürgerlichem Druck (verwässert sein Wahlprogramm, unterstützt Kandidatinnen und Kandidaten der Demokratischen Partei in den USA usw.) und behält gleichzeitig seinen sektiererischen Zugang bei.

Taaffe wirft seinen Gegnerinnen iund Gegnern n Irland und anderswo alle möglichen entsetzlichen politischen Sünden vor (Liquidatorentum [2] , Opportunismus, Mandelismus [3] usw.). Aber wenn es in den Reihen des CWI Opportunismus und Liquidatorentum gibt, dann sind diese Tendenzen nicht über Nacht entstanden. Die Führung trägt die volle Verantwortung für die Jagd nach Abkürzungen, die die Grundlage des Opportunismus darstellt. Sie war doch schon lange für jeden sichtbar.

Tatsächlich ist es recht dreist, wenn Taaffe der irischen Sektion Mandelismus vorwirft und im selben Dokument zugibt, dass eine Debatte über China im CWI „das IS dazu bewog, auf meine Initiative hin einen Kompromiss vorzuschlagen“, in dem zwei unterschiedliche und widersprüchliche Positionen zu der Frage zu einer zusammengekleistert wurden! Das ist reiner Mandelismus und in Wirklichkeit sogar beinah eine Wiederholung der Situation im Jahr 1964, als Ted Grant die Führung des „Vereinigten Sekretariats“ aufforderte, klar Stellung zum Klassencharakter Chinas zu beziehen. Sie konnten das nicht, weil die Einheit dieser Organisation sich auf einen faulen Kompromiss zwischen zwei widersprüchlichen Positionen zu dieser Frage stützte (der Socialist Workers Party in den USA und der Mandels).

Diese Kombination von Opportunismus mit extremem Sektierertum hat zu Resultaten geführt, die jetzt für alle sichtbar geworden sind. In Irland haben die Genossinnen und Genossen damit zu kämpfen, dass sie ohne die notwendige Kaderbasis Massenarbeit betreiben und öffentliche Ämter besetzen. Das kann man nicht „mal eben“ korrigieren. Die ganze Arbeit müsste völlig neu durchdacht werden.

Wir sind überzeugt, dass es im CWI weltweit viele ehrliche Leute gibt, die dieser Organisation beigetreten sind, um für den Sozialismus zu kämpfen. Wir möchten jedem Mitglied des CWI und denen, die es verlassen haben, nahelegen, gründlich über die Ereignisse nachzudenken. Wir möchten auch auch empfehlen, die Dokumente aus der Spaltung 1991-92 zu lesen, als die Minderheit um Ted Grant und Alan Woods von der Taaffe-Clique bürokratisch ausgeschlossen wurde und die Methoden von damals mit den Methoden von heute zu vergleichen.

Genossinnen und Genossen! Die authentischen Ideen, die Traditionen und die Politik der Militant Tendency wurden von der IMT konsequent bewahrt und verteidigt. Wir laden euch ein, die Ideen unserer Webseite, www.marxist.com, zu lesen, den Artikel „How the Militant was Built – and How it was Destroyed (wie Militant aufgebaut und zerstört wurde)“ von Rob Sewell, das „Interview with Ted Grant on the Militant“, und die Biographie von Ted Grant, The Permanent Revolutionary. Dort werdet ihr unsere vollständige Erklärung dessen finden, was damals in der Militant Tendency geschehen ist. Damit habt ihr eine umfassende Antwort auf die Lügen, die die Taaffe-Führung seit Jahren verbreitet. Wir bitten euch, die Warnungen zu lesen, die wir damals gegeben haben – „The New Turn – A Threat To Forty Years Work (Die neue Wende – eine Gefahr für vierzig Jahre Arbeit)“ – und damit zu vergleichen, was wirklich geschehen ist.

Wenn ihr dem zustimmt, dann rufen wir euch auf, der International Marxist Tendency beizutreten, der wahren Erbin der besten Traditionen der Militant Tendency, euch dem Kampf für eine neue Internationale anzuschließen, und uns zu helfen, die Kräfte des Marxismus mit den gesunden Methoden Ted Grants aufzubauen.


[1]Sinowjewismus (angelehnt an Grigori Sinowjew, in den 1920er Jahren Generalsekretär der Komintern) bedeutet hier eine Tendenz bürokratischer Apparate, politische Probleme mit organisatorischen, administrativen und personellen Manövern lösen zu wollen.

[2]Liquidatorentum bedeutet hier eine Tendenz zur politischen und organisatorischen Aufweichung bis hin zur Auflösung einer revolutionären Organisation.

[3]Mit Mandelismus (angelehnt an Ernest Mandel) ist eine Abart der trotzkistischen Bewegung gemeint, die zu Opportunismus und Anpassung an vermeintlich fortschrittliche Modeströmungen neigt und dabei wesentliche programmatische revolutionäre Aussagen opfert oder relativiert.

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